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Innovator of the month – Claudia Nothwang (Elektro Nothwang GmbH & Co. KG)

Elektro Nothwang, ein Elektro-Betrieb aus Owen/Teck, der sich auf Photovoltaikanlagen spezialisiert hat, ist seit November 2023 ausgezeichneter Ökoaudit-Betrieb. Wie es dazu kam, das hat die Leiterin des bwcon Regionalbüros Esslingen/Nürtingen/Kirchheim Anne Dröge die Geschäftsführerin Claudia Nothwang gefragt. Sie ist unser Innovator of the month.

Anne Dröge: Als erstes Handwerksunternehmen in Baden-Württemberg habt ihr die WIN-Charta unterzeichnet. Erzähle uns doch einmal, wie es dazu kam. 


Claudia Nothwang: Ja, wir sind ein Elektro-Handwerksunternehmen. Nächstes Jahr feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum am Markt. Vor 10 Jahren haben wir das Unternehmen übernommen, also sind wir seit 2000 im Besitz der Firma. 

 

Seit 2003 installieren wir Photovoltaikanlagen und waren eine der ersten Firmen, die in diesem Bereich tätig waren. In den letzten Jahren haben die Themen Klima, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien stark an Bedeutung gewonnen. Für uns war es daher wichtig, nicht nur diese Anlagen zu verkaufen und den Kunden ein gutes Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas für den Klimaschutz tun und ihren Strom selbst erzeugen, sondern auch selbst als Partner und Vorbild für unsere Kunden zu agieren. 

 

Deshalb habe ich das Öko-Audit initiiert. Fast zwei Jahre lang haben wir an Workshops teilgenommen und unser gesamtes Unternehmen daraufhin überprüft, wo wir Ressourcen einsparen und Erneuerungen einführen können, um umweltfreundlicher und klimafreundlicher zu agieren. 

 

Im Rahmen der Zertifizierung haben wir zahlreiche Excel-Tabellen ausgefüllt, um genau zu analysieren, wo wir Strom sparen können und wie wir selbst mehr Energie einspeisen können, beispielsweise durch nachhaltiges Heizen. 

 

Wir haben in unserem Unternehmen versucht, kontinuierlich zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehört auch die Integration von Elektrofahrzeugen in unseren Fuhrpark. Dieser Prozess ist fortlaufend und wir arbeiten vierteljährlich an unseren Zielen, um in Sachen Nachhaltigkeit am Ball zu bleiben. 

 

Es geht dabei um verschiedene Themen, zum Beispiel haben wir Maßnahmen für unsere Mitarbeiter eingeführt. Mitarbeiter, die täglich beim Metzger oder an einer Imbissbude essen, bekommen nun wiederverwendbare Dosen, um Plastikmüll zu reduzieren. Wir überprüfen regelmäßig unsere gelben Säcke, um sicherzustellen, dass wir so wenig Müll wie möglich produzieren. 

 

Ein weiteres Beispiel sind die JobRäder, die wir für unsere Mitarbeiter bereitgestellt haben. Gerade jetzt in der Sommerzeit beteiligen wir uns wieder am Stadtradeln, um unsere Umweltbilanz zu verbessern. Solche kleinen Maßnahmen machen inzwischen richtig Spaß. 

 

Am Anfang war es für mich im Büro eine große Hürde, all die Excel-Tabellen auszufüllen und die Strom- und Wasserrechnungen zu erfassen. Auch die Kosten für unseren Fuhrpark zu überblicken, war eine Herausforderung. Aber der Aufwand lohnt sich definitiv. 

 

Anne Dröge: Ihr wart der erste Handwerksbetrieb, der die WIN-Charta tatsächlich unterzeichnet hat. Das Audit, von dem du erzählst, klingt ein bisschen nach Steuererklärung – all die Excel-Tabellen und die Überprüfung der Strom- und Wasserrechnungen. Es scheint nicht unbedingt etwas zu sein, das andere Handwerksbetriebe sofort inspiriert, mitzumachen. Denkst du, dass dieses Audit eine Strahlkraft auf andere Handwerksbetriebe hat und sie motiviert, ebenfalls nachhaltiger zu werden? Und wie wirkt sich das auf eure Kunden aus? Hat es eine positive Resonanz bei ihnen hervorgerufen? 


Claudia Nothwang: Es war schon eine große Aufgabe, die wir neben unserem normalen Geschäftsbetrieb erfüllt haben. Ich sage immer, wenn du ein gut funktionierendes Büro hast, dann kann man solche Projekte mit einfließen lassen und diese Bausteine integrieren. Aber viele Handwerksbetriebe sind mehr im Außenbereich auf ihren Baustellen beschäftigt und haben nicht die nötige Manpower, um solche Projekte umzusetzen. Man muss einfach die Zeit investieren, das darf man nicht unterschätzen. 

 

Ich würde mir wünschen, dass die Handwerkskammer dieses Thema weiter vorantreibt und in kleinen Schritten in die Unternehmen implementiert. Ich habe jedoch keine Rückmeldungen darüber, wie weit die Teilnahme in der Region Stuttgart verbreitet ist und inwieweit andere Betriebe auf diese Themen eingehen. 

 

Von unseren Kunden haben wir natürlich auch Feedback bekommen. Sie freuen sich und sagen, dass wir als gutes Beispiel vorangehen. Das hat uns auch im Marketing geholfen und uns ein Stück weiter nach vorne gebracht. 

 

Anne Dröge: Konntet ihr auch dadurch finanziell was einsparen? Das ist ja durchaus auch eine gute Begründung, um andere davon zu überzeugen. 


Claudia Nothwang: Ja, es hilft eine tatsächliche, fundierte Entscheidung zu treffen, ob etwas für das Unternehmen sinnvoll ist oder nicht. Zum Beispiel haben wir entschieden, unser altes, marodes Dach zu sanieren. Im Winter hatten wir sehr hohe Heizkosten, da viel Wärme über das Dach verloren ging. Es war eine relativ leichte Entscheidung, die Dachsanierung in Angriff zu nehmen und dabei auch eine Wärmedämmung zu integrieren.  

 

Mit dieser Maßnahme erwarten wir erhebliche Einsparungen bei den Heizkosten im Winter. Unser Gebäude ist aus den 1960er Jahren, und das Thema Energieeffizienz war hier immer ein Problem. Anhand der Tools und Daten, die wir durch das Audit gesammelt haben, konnten wir klar sehen, wie viel wir einsparen können. Deshalb haben wir uns entschieden, die Sanierung richtig und umfassend durchzuführen. Dabei haben wir das Dachgeschoss so gestaltet, dass es variable Nutzungsmöglichkeiten bietet, und gleichzeitig unsere Photovoltaikanlage erweitert.  

 

Wir haben derzeit nur eine kleine 2,5 kW-PV-Anlage, die wir mit der Dacherweiterung natürlich auch vergrößern werden. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die uns die Entscheidung erleichtern. Es geht nicht mehr nur darum, ob wir etwas machen sollen oder nicht. Man schaut sich die Dinge genauer an und geht gründlicher in die Entscheidungsfindung, um zu klären, ob wir diesen Schritt gehen und investieren oder nicht. 

 

Anne Dröge: Wie geht es jetzt weiter für euch? 


Claudia Nothwang: Das Ganze geht weiter. Wir haben alle acht Wochen Workshops, an denen wir teilnehmen. Diese Workshops sind immer Präsenzveranstaltungen, bei denen sich die Teilnehmer des Öko-Audit-Clubs treffen. Dort gibt es immer spezielle Themen. Zum Beispiel werden aktuelle Gesetzesthemen im Sinne von Klimagesetzen vorgestellt, die für kleine und große Unternehmen relevant sind. Dabei wird diskutiert, ob diese Gesetze sinnvoll sind und welche Fördermodelle Unternehmen in Anspruch nehmen können.  

 

Es gibt auch Brainstorming-Sessions, bei denen Unternehmen ihre neuen Initiativen vorstellen. Größere Unternehmen berichten zum Beispiel über das Thema Kantinenessen und wie sie mehr regionale Produkte von Landwirten aus der Region einbeziehen. Solche Beispiele zeigen, wie viel durch kürzere Transportwege eingespart werden kann, sowohl bei den Kosten als auch beim CO2-Ausstoß. 

 

Die Teilnehmer der Workshops sind sehr unterschiedlich – von großen bis hin zu kleinen Unternehmen. Wir gehören wahrscheinlich zu den kleineren Betrieben. Es gibt Unternehmen, die haben ihr komplettes Lager umstrukturiert, um effizienter zu arbeiten. In den Workshops werden immer Praxisbeispiele präsentiert, bei denen Unternehmen ihre Umsetzungsstrategien und -pläne vorstellen.  

 

Zusätzlich gibt es aktuelle Themen, an denen gemeinsam gearbeitet wird. Diese Workshops helfen uns nicht nur, Ideen und Inspirationen zu sammeln, sondern auch praktische Lösungen zu finden und umzusetzen. 

 

Anne Dröge: Inwiefern ist Regionalität für euer Business relevant? 


Claudia Nothwang: Für unser Geschäft ist Regionalität sehr wichtig, da wir nah am Kunden sein möchten. Wir vermeiden es, Baustellen zu betreuen, die mehr als 100 Kilometer entfernt sind. Unsere Grenze liegt bei etwa 80 Kilometern. Es macht einfach keinen Sinn, so weit zu fahren. Unsere Mitarbeiter wären dann lange auf der Straße unterwegs, und die Transportwege für die Materialbeschaffung würden komplizierter werden. Wenn wir in der Region tätig sind, können wir schneller beim Kunden sein, insbesondere bei Störfällen. 

 

Je mehr Technik und Infrastruktur in ein Haus eingebaut wird, desto fehleranfälliger kann es manchmal sein. Alles läuft heutzutage über Apps und WLAN – von der PV-Anlage über die Wallbox bis hin zum Batteriespeicher. Wenn das Internet ausfällt, funktioniert oft nichts mehr. In solchen Fällen müssen wir schnell vor Ort sein, um das Problem zu beheben oder die Systeme neu einzurichten. 

 

Ein weiterer Vorteil der Regionalität ist, dass wir bei Materialengpässen direkt zum Großhandel fahren können. Unsere Großhändler in Nürtingen und Esslingen sind schnell erreichbar. So müssen wir die Baustelle nicht einstellen und erst übernächste Woche wiederkommen, sondern können relativ zügig benötigtes Material besorgen. Das ermöglicht uns eine effizientere Arbeitsweise und einen besseren Service für unsere Kunden. 

 

Anne Dröge: Wie geht ihr mit dem Fachkräftemangel um? 


Claudia Nothwang: Derzeit haben wir zwei junge Männer aus Rumänien angeworben und ihnen eine zweiwöchige Schulung als Montagehelfer für PV-Anlagen angeboten. Diese Schulung wird von den Energiehelden in Plochingen durchgeführt. In diesen zwei Wochen lernen sie alle wichtigen Fähigkeiten, die zur Installation von PV-Anlagen notwendig sind. Das umfasst das Verlegen von Schienen, die Montage von Modulen auf verschiedenen Dacharten, ob schräg oder Flachdach, sowie alle sicherheitsrelevanten Vorschriften der Berufsgenossenschaft. 

 

Am Ende der zwei Wochen legen sie eine Prüfung ab, die von der IHK abgenommen wird. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten sie ein Zertifikat als Montagefachkraft für PV-Anlagen. Der Kurs ist nicht billig, aber wir sehen das als Modellversuch, um qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen. Die beiden sind aktuell in der Akademie in Plochingen und absolvieren ihre Ausbildung. 

 

Es ist momentan schwierig, Lehrlinge zu finden. Viele junge Menschen sind heutzutage sehr sprunghaft und verlassen die Ausbildung, wenn sie nicht sofort ihren Vorstellungen entspricht. Sobald die Arbeit anspruchsvoller oder anstrengender wird, verlieren viele schnell das Interesse. Daher sind solche Schulungen für uns eine Möglichkeit, zuverlässige und gut ausgebildete Mitarbeiter zu gewinnen. 

 

Anne Dröge: Hilft euch Künstliche Intelligenz dabei, manche Tätigkeiten und Prozesse vielleicht schneller, leichter und effizienter zu gestalten? 


Claudia Nothwang: Ja, es war wirklich hilfreich, die Arbeitsverträge und den Stundenplan von ChatGPT für die rumänischen Kollegen übersetzen zu lassen. Das hat uns hier im Büro viel Spaß gemacht und vor allem viel Zeit gespart. Früher mussten wir alles auf Englisch erklären, und das war manchmal kommunikativ herausfordernd, besonders wenn die Jungs unterschiedliche Englischkenntnisse hatten. 

 

Dank ChatGPT konnten wir alles direkt ins Rumänische übersetzen, und sie haben ihre gesamten Unterlagen jetzt auf Rumänisch. Sie sind total zufrieden und auch wir sind erleichtert, dass alles so reibungslos funktioniert hat. 

 

Anne Dröge: Mit welcher Person würdest du dich gerne mal über dein Vorhaben austauschen? Gibt es jemanden, von dem du denkst, dass er oder sie dich inspirieren könnte? Mit wem möchtest du einfach mal ins Gespräch kommen, um neue Ideen zu erhalten? 


Claudia Nothwang: Ich würde gerne mit den Personen sprechen, die für die Bürokratie und Hürden verantwortlich sind, insbesondere im Bereich der PV-Anlagen und den damit verbundenen Meldepflichten. Diese bürokratischen Prozesse könnten viel einfacher sein, wenn die Netzbetreiber und das Marktstammdatenregister besser zusammenarbeiten würden. Ich wünsche mir, dass jemand hier im Büro sitzt und sieht, wie wir das verbessern könnten. 

  

Anne Dröge: Das nehmen wir auf, denn wir sind dabei, eine Gruppe von Nachhaltigkeitsmanagern in der Region aufzubauen, um den Austausch zu fördern – zwischen großen und kleinen Unternehmen sowie unterschiedlichen Branchen. Dadurch könnten neue Ideen entstehen. Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir für dein Vorhaben wünschen? 


Claudia Nothwang: In Bezug auf mein Vorhaben wünsche ich mir, dass Unternehmen mehr Achtsamkeit walten lassen in ihren Entscheidungen und Handlungen. Natürlich müssen sie unternehmerisch erfolgreich sein, aber sie sollten auch bedenken, wie ihre Entscheidungen sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeitern und der Gesellschaft insgesamt zugutekommen können. Ein Beispiel dafür ist das JobRad, das viele Unternehmen bereits nutzen. Es ist einfach umzusetzen und macht die Mitarbeiter glücklich. Es sind solche kleinen Dinge, bei denen mehr Achtsamkeit gefragt ist. Mein Wunsch ist es, dass wir uns als Unternehmen nicht nur um unseren Erfolg kümmern, sondern auch darum, dass es allen Beteiligten gut geht. 

 

Anne Dröge: Vielen Dank für das Gespräch. 

 


Kontakt: 
Claudia Nothwang
Elektro Nothwang GmbH & Co. KG
Kirchheimer Str. 104
73277 Owen/Teck
E-Mail: info@elektro-nothwang.de
Telefon: +49 7021-59045
Website: www.elektro-nothwang.de