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Innovator of the Month – Francesca Rubbiani (Preflet)

Francesca Rubbiani

Wie lässt sich Energie in Gebäuden intelligent managen? Und wie können so Kosten gespart und die Umwelt geschont werden? Im Interview mit Antonia Heppeler erzählt Francesca Rubbiani, Gründerin von Preflet, wie das mit dem digitalen Energiemanager LEO möglich ist.

Antonia Heppeler: Francesca, kannst du uns zunächst die Geschichte von Preflet erzählen? Wie hat alles angefangen?

 

Francesca Rubbiani: Ich habe meinen Mitgründer auf einem Innovationsgipfel in Lissabon am Nachtisch-Buffet kennengelernt. Zu dieser Zeit arbeitete ich als Innovationsberaterin für eine Firma in Schweden. Wir fragten uns beide: Warum sind die Energiedaten in Gebäuden immer noch so fragmentiert? Von da an nahm die Idee, Preflet zu gründen, langsam Gestalt an.

 

Antonia Heppeler: Der Zufall schreibt dann doch die besten Geschichten. Nicht nur Liebe, sondern auch Start-up Ideen gehen also durch den Magen. Was genau war eure ursprüngliche Vision mit Preflet?

 

Francesca Rubbiani: Der eigentliche Schmerzpunkt, den wir angehen wollten, war die Ineffizienz und Fragmentierung in der Art und Weise, wie Unternehmen Energiedaten in ihren Gebäuden verwalten. Es wird zu viel Zeit und Mühe mit der Verarbeitung verstreuter Daten verschwendet. Und die Leistung der Gebäude bleibt dadurch zurück. Das verursacht natürlich Kosten und ist auch nicht nachhaltig. Wir wollten eine intelligentere, KI-gestützte Lösung zur Unterstützung von Energiemanagerinnen und -managern entwickeln, damit sie sich auf strategisches Denken statt auf administrative Aufgaben konzentrieren können.

 

Antonia Heppeler: Hast du schon immer von deinem eigenen Unternehmen geträumt? Woher kommt bei dir der Unternehmergeist?

 

Francesca Rubbiani: Ehrlich gesagt, nein. Ich habe mir nie vorgestellt, Mitgründerin eines Clean-Tech-Start-ups zu werden. Mein Hintergrund ist ein ganz anderer: Ich habe in der Modebranche angefangen und irgendwann gemerkt, dass die Modewelt nicht mehr mit meinen Werten übereinstimmt. Ich wollte zu etwas Sinnvollerem und Nachhaltigerem beitragen.

 

Gleichzeitig wird in vielen Unternehmen Innovation immer noch als Zukunftsidee und nicht als etwas Umsetzbares behandelt. Oft geht es nur um die Theorie und nie um das Machen. Das wollte ich ändern. Als ich meinen Mitgründer kennenlernte, der einen starken technischen Hintergrund hat, fanden wir die perfekte Kombination: tiefgreifendes Technikverständnis und mein starker Fokus auf die Nutzenden. So wurde Preflet geboren.

 

Antonia Heppeler: Kannst du uns Preflet in einfachen Worten erklären? Welchen Service stellt Preflet bereit?

 

Francesca Rubbiani: Stell dir vor, du bist Energiemanagerin und musst mehrere Immobilien verwalten. Du musst eine große Menge an Daten – wie beispielsweise über Strom, Gas, Wasser, Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Wetterbedingungen und vieles mehr – sammeln und analysieren. Preflet bietet einen digitalen Energiemanager namens LEO, der diese Aufgabe für dich übernimmt. LEO ist nicht einfach nur ein Dashboard, sondern eigentlich wie ein digitaler Kollege.

 

LEO sammelt und analysiert all diese Daten und weist proaktiv auf Ineffizienzen oder Fehlfunktionen hin. Es hilft dir, Prioritäten zu setzen, den ROI zu messen und datengestützte Entscheidungen zu treffen, ohne dass du Technikexpertin sein musst.

 

Antonia Heppeler: Kannst du uns ein paar Beispiele für Ineffizienzen und Fehlfunktionen geben? Was kann da so auftreten?

 

Francesca Rubbiani: Ja, klar. Einer unserer Kunden in Portugal entdeckte beispielsweise mithilfe unseres Tools, dass der größte Teil seines Energieverbrauchs zu den Spitzenzeiten des Netzes anfiel. Die meisten Mitarbeitenden luden morgens beispielsweise ihre Geräte - etwas, das dem Unternehmen so nicht bewusst war. Dank LEO konnten sie das Erkennen und so ihren Verbrauch optimieren und die Kosten erheblich senken.

 

Ein anderer Kunde in Italien nutzte LEO, um herauszufinden, dass die HLK-Systeme außerhalb der Geschäftszeiten mit voller Leistung liefen, was ihm nicht bewusst war. Mit nur wenigen Anpassungen in der Zeitplanung konnten sie über 18 % ihrer monatlichen Energierechnungen einsparen.

 

Antonia Heppeler: Wie sieht es mit der Bereitstellung der Daten aus - müssen Unternehmen viel vorbereiten, bevor sie mit Preflet arbeiten können? Ich stelle mir vor, dass in jedem Unternehmen andere Daten gespeichert werden und diese wiederum nicht in standardisierter Form. Wie könnt ihr auf die Daten zugreifen?

 

Francesca Rubbiani: Das hängt davon ab, wie ausgereift die Infrastruktur des Gebäudes ist. In einigen Fällen ist es einfach - wir können über vorhandene intelligente Zähler auf die Daten zugreifen. In anderen Fällen helfen wir den Unternehmen, beispielswiese über Hardware-Erweiterungen. Unser Kern ist die Software, aber wir bieten integrierte Lösungen an, um die Implementierung zu erleichtern.

 

Antonia Heppeler: Das klingt, als müsstet ihr auch viel Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit für digitale Prozesse allgemein leisten. Für die Unternehmen wiederum ist es ja sehr einfach zu implementieren. Wie geht es künftig für Preflet weiter?

 

Francesca Rubbiani: Wir sind bereits in Portugal, Italien und Frankreich aktiv, und wir bauen Partnerschaften in Österreich auf. Unser nächster großer Fokus liegt jetzt auf dem deutschen Markt. Wir sehen Deutschland als das Herz Europas und daher ideal für den Aufbau nachhaltiger, langlebiger Lösungen. Wir haben sogar einen Teil unseres Standorts nach Reutlingen verlegt, um näher am deutschen Innovations-Ökosystem zu sein.

 

Hier wird nicht nur geredet, sondern es gibt echte, praktische Unterstützung von Institutionen, Banken und Unternehmen. Die Dinge gehen vielleicht langsamer als in anderen Ländern, aber die Unterstützung ist solide und langfristig. Ich würde es jedem Gründungsteam empfehlen, der einen Umzug in Erwägung zieht.

 

Antonia Heppeler: Und wir freuen uns natürlich umso mehr, dass ihr in der Region gelandet seid, da wir uns so kennengelernt haben! Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer einfach ist, mit den unterschiedlichen Arbeitsweisen in verschiedenen Ländern umzugehen. Umso schöner, dass ihr hier in der Region einige Vorteile für euch gefunden habt! Wenn wir nochmal einen Blick zurück auf deine bisherige Gründungsgeschichte werfen: Welchen Herausforderungen bist du auf deinem bisherigen Weg begegnet? Welche Lektionen hat dich das gelehrt?

 

Francesca Rubbiani: Eine große Herausforderung war anfangs der Zugang zu den Energiedaten. Jedes Land hat unterschiedliche Standards und Technologien für die intelligente Verbrauchsmessung. Es hat Monate gedauert, um zu verstehen, wie man in jedem Markt effizient auf Daten zugreifen und sie verarbeiten kann.

 

Eine weitere Herausforderung war eine persönliche Erfahrung. Einige Mitbegründer verließen uns schon früh aufgrund unterschiedlicher Visionen oder Lebensprioritäten. Das war hart, aber hat uns geholfen uns neu auszurichten und als Team stärker zu werden.

 

Antonia Heppeler: Wenn wir vom Team sprechen: Wie seid ihr derzeit organisiert? Stellt ihr neue Mitarbeitende ein?

 

Francesca Rubbiani: Wir sind ein siebenköpfiges Team, darunter interne Entwickler und Kolleginnen und Kollegen, die unsere Expansion in der DACH-Region und in Frankreich betreuen. Obwohl wir im Moment keine Mitarbeitenden im technischen Bereich suchen, freuen wir uns immer über Spontanbewerbungen - vor allem von Menschen, die sich für Nachhaltigkeit begeistern, proaktiv sind und bereit, Verantwortung zu übernehmen.

 

Antonia Heppeler: Zum Abschluss hätte noch eine persönliche Frage: Hast du ein Vorbild? Eine Person, die dich aus unterschiedlichsten Gründen inspiriert und deine Arbeitsweise prägt?

 

Francesca Rubbiani: Ich schaue zu allen anderen Gründerinnen auf – sie müssen nicht berühmt sein. Einfach Frauen, die sich im Business behaupten und ihr Ding machen. Repräsentation ist so, so wichtig. Für mich als Gründerin war es nicht immer einfach. Ich habe keinen technischen Hintergrund, und manchmal nehmen mich die Leute anfangs nicht ernst. Aber ich habe gelernt, auf meine Fähigkeiten zu vertrauen und nicht Arbeitsweisen zu kopieren oder nachzuahmen, die nicht zu mir passen, nur um ernst genommen zu werden. Ich möchte etwas aufbauen, das auf Empathie, Nachhaltigkeit und menschlicher Verbundenheit beruht. Und ich glaube fest daran, dass das möglich ist.

 

Antonia Heppeler: Davon bin ich überzeugt! Wenn du ein bisschen träumen dürftest: Wo siehst du Preflet in fünf Jahren?

 

Francesca Rubbiani: In fünf Jahren sehe ich Preflet als den führenden KI-Energiepartner in ganz Europa, der nicht nur Unternehmen hilft, Kosten zu senken, sondern auch der Gesellschaft dabei hilft, den Übergang zu intelligenteren, nachhaltigeren Gebäuden zu beschleunigen. KI sollte Menschen in die Lage versetzen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich wiederholende Aufgaben intelligenten Systemen wie LEO zu überlassen. Es geht also nicht nur um Geschäftliches, sondern darum, das Richtige für künftige Generationen zu tun.

 

Kontakt

Website: https://preflet.com

LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/preflet/

Ansprechpartnerin: Francesca Rubbiani