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Vom Automobilzulieferer zum Branchen-Vielseiter

Bislang trat sidion Engineering als klassischer Automobilzulieferer auf, der den Großteil seines Umsatzes mit Strömungssimulationen für die Automobilindustrie generierte. Und genau hier lag das Problem: Das Unternehmen war damit abhängig von einer volatilen Branche, geprägt von Umsatzeinbrüchen und einer ungewissen Zukunft. Um auch künftig erfolgreich bestehen zu können, mussten neue Märkte identifiziert und das Leistungsportfolio mit strategischen Partnerschaften systematisch erweitert werden. Ein geeigneter Kooperationspartner fand sich im bwcon Netzwerk.

Leistungsportfolio ausbauen und auf neue Märkte ausweiten

 

Zu Beginn des Transformationsprojekts war sidion Engineering ein klassischer Automobilzulieferer im Bereich Ingenieurdienstleistungen mit Sitz in Stuttgart, der sich auf Strömungssimulationen spezialisiert hat. Der Fokus der Wertschöpfung lag bis dato fast ausschließlich auf der Automobilindustrie und der Simulation von beispielsweise Gegendruck und Akustik von Abgasanlagen in verschiedenen Fahrsituationen, um Optimierungsvorschläge unterbreiten und den Engineering-Prozess als Dienstleister unterstützen zu können. Über 70 Prozent des Umsatzes von sidion Engineering wurden so generiert. „Doch spätestens die Corona-Krise und die damit einhergehenden Umsatzeinbrüche im Automobilsektor haben deutlich gemacht, dass wir unser Leistungsportfolio ausbauen und auf neue Märkte ausweiten müssen, um künftig nicht mehr von der unsicheren Automobilbranche abhängig zu sein“, erklärt Stefan Hildenbrand, Geschäftsführer von sidion Engineering.

 

Ziel war es einerseits die Eigenentwicklung voranzutreiben, andererseits strategische Partnerschaften einzugehen, die den Weg in andere Branchen ebnen. Als mögliche Branchen wurden der Healthcare-, der Energie- sowie der Mobilitäts- und Logistiksektor identifiziert.

 

Mit strategischen Partnerschaften zum Wertschöpfungsnetzwerk

 

Das Projekt gliederte sich in vier Phasen. Zunächst führte bwcon in mehreren Terminen eine Strategieberatung mit der Geschäftsleitung und dem Business Development Manager von sidion Engineering durch, um Ziele und Leitplanken zu definieren sowie die neuen, potenziellen Märkte einer Risikobewertung zu unterziehen. Auch die Kernkompetenzen des Unternehmens wurden systematisch überprüft, auf die alternativen Märkte übertragen und priorisiert, wobei die hochpriorisierten Felder in Kunden- bzw. Marktgesprächen evaluiert wurden. „Größere Unternehmen ab 500 Mitarbeitende besitzen meist eine eigene Simulations-Abteilung, weshalb das Marktpotenzial hier lediglich als moderat eingeschätzt wurde“, begründet Dr. Jürgen Jähnert, Geschäftsführer von bwcon und leitender Berater bei diesem Projekt, die Bewertung. Das höhere Potenzial wurde den kleineren Unternehmen (<500 Mitarbeitende) zugeordnet. Die Herausforderung: Als reiner Servicedienstleister liefert sidion Engineering lediglich Berechnungen zur Optimierung von Bauteilen, aus Kundensicht ist jedoch immer ein zusätzlicher Lieferant notwendig, der die Simulationsergebnisse in ein konkretes Produkt umsetzt.

 

Es folgten mehrere Workshops mit den Mitarbeitenden, in denen neue, zusätzliche Services, hybride Leistungsbündel (Produkt-Service-Kombinationen) und Kommunikationsmaßnahmen für deren Platzierung am Markt erarbeitet wurden. Auch die Rollen und Tätigkeitsfelder der Mitarbeitenden wurden durchleuchtet und teilweise neu definiert. In der anschließenden Umsetzungsphase erfolgte schließlich die Realisierung der in den Workshops erarbeiteten Maßnahmen – begleitet von den bwcon Berater*innen, die dem Team von sidion Engineering während dieser Phase in zweiwöchentlichen Beratungsterminen zur Verfügung standen. Dabei wurden auch wichtige Kontakte für strategische Partnerschaften aus dem bwcon Netzwerk vermittelt, die zur Zielerreichung beitragen. Besonders hervorzuheben ist hier die Kooperation mit bwcon Mitglied HENNgineered, einem Industrieunternehmen aus Mönchweiler, das sich auf 3D-Druck spezialisiert hat. Den Abschluss des Beratungsprozesses bildete ein Reflexionstermin, bei dem nicht nur auf das Erreichte zurückgeblickt, sondern auch das künftige Entwicklungspotenzial besprochen wurde.

 

Von der Simulation in die konkrete Umsetzung

 

Besonderes Marktpotenzial sehen die Projektbeteiligten in den Bereichen der industriellen Abfüllanlagen und Energietechnik – Bereiche, die von KMU dominiert werden und bei denen es immer wieder darum geht, Düsen so anzupassen, dass sich der gesamte Prozess optimiert. Im Rahmen des Projekts wurden hybride Leistungsbündel erarbeitet, d.h. Produkt-Service-Kombinationen, die eine konkrete Umsetzung der theoretischen Erkenntnisse aus den Strömungssimulationen von sidion Engineering vorsehen. „Für die Umsetzung bietet sich besonders das 3D-Druckverfahren an, weil es komplexe und individuelle Geometrien von Bauteilen zulässt, was bislang mit dem herkömmlichen spanenden Verfahren nicht möglich war“, weiß Tobias Hauser, Vice President Special Projects bei HENNgineered. Durch die Kooperation treten sidion Engineering und der 3D-Druck-Spezialist künftig gemeinsam am Markt auf und können die Berechnung inklusive der Produktion der hochwertigen Metallbauteile in entsprechender Qualität anbieten. So erhalten Kund*innen nicht nur eine technische Empfehlung, sondern auch direkt deren Umsetzung.

 

Erste Kooperationsprojekte von sidion Engineering und HENNgineered zeigen, dass die entwickelten hybriden Leistungsbündel eine vielversprechende Möglichkeit sind, um neue Märkte zu erschließen. Dieses Potenzial auszuschöpfen, erfordert Zeit, aber für die Kund*innen ist die Produkt-Service-Kombination wesentlich attraktiver als der reine Service-Ansatz, der bislang verfolgt wurde.