Lisa Rothfuß: Willkommen, Alexandra und Patrick, zu unserem Interview zum Thema Strategiecontrolling. Erzählt doch einmal, wie ihr dazu gekommen seid und welche Rolle ihr dabei habt.
Alexandra Rudl: Wir haben unser Strategiecontrolling aus der eigenen Praxis heraus entwickelt. Als Geschäftsführung haben wir jedes Jahr viel Zeit in die strategische Planung investiert. Aber wir haben gemerkt: Es bringt wenig, wenn man Ziele nur einmal jährlich vorstellt und dann erst am Jahresende überprüft, ob man sie erreicht hat. Aus dieser Erfahrung entwickelte sich ein umfassender Strategiecontrolling-Prozess – gemeinsam mit Patrick, der die Controlling-Perspektive einbringt. So konnten wir quantitative und qualitative Ziele besser messbar machen und unterjährig steuern.
Patrick Pfisterer: Bei mir kam der Einstieg aus dem Projektcontrolling. Ich habe schnell gesehen, dass es nicht reicht, nur nackte Zahlen zu betrachten. Viele Ziele sind qualitativ – man muss Wege finden, auch solche Aspekte messbar und bewertbar zu machen. Gemeinsam haben wir Methoden entwickelt, qualitative und quantitative Ziele sinnvoll zu verknüpfen.
Wichtig: Mitarbeitende von Anfang an einbeziehen
Lisa Rothfuß: Was unterscheidet euren Ansatz von klassischen Strategieberatungen?
Alexandra Rudl: Wir binden die Mitarbeitenden stark ein. Strategiecontrolling ist bei uns kein Top-Down-Prozess, bei dem das Management nur Zahlen vorgibt. Stattdessen machen wir Fortschritte regelmäßig transparent: monatlich bei den quantitativen Kennzahlen, und alle drei Monate überprüfen Teams gemeinsam qualitative Ziele – inklusive einer Fremdeinschätzung durch andere Mitarbeitende. So entsteht ein lebendiger Prozess, bei dem alle mitdenken und Verantwortung übernehmen.
Patrick Pfisterer: Genau. So setzen sich Mitarbeitende aktiv mit Zielen auseinander und sehen regelmäßig, wo sie stehen. Das steigert Motivation und Qualität der Ergebnisse.
Alexandra Rudl: Außerdem empfehlen wir, Strategie und Controlling nicht allein aufzusetzen. Bei uns hat sich die Kombination aus Geschäftsführung und Controlling-Experten bewährt. Wir entwickeln gemeinsam KPIs, hinterfragen Annahmen und schaffen eine Balance aus strategischem Überblick und analytischem Tiefgang.
Lisa Rothfuß: Für welche Themen eignet sich dieser Ansatz besonders?
Alexandra Rudl: Grundsätzlich für jede Art von Strategie – Innovations-, Wachstums- oder Digitalisierungsstrategien. Wir helfen Unternehmen, qualitative und quantitative Ziele klar herauszuarbeiten und passende Messmethoden zu finden: Umfragen, Fremd- und Selbsteinschätzungen oder einfache Kennzahlensysteme.
Patrick Pfisterer: Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen seine Feedbackkultur verbessern möchte, ist das schwer in Zahlen zu fassen. In unseren bwcon Meetings machen wir solche Ziele trotzdem messbar: Teams bewerten regelmäßig ihre eigene Feedbackpraxis und erhalten parallel Rückmeldungen von Kolleg*innen. Werden Unterschiede sichtbar, entsteht ein konkreter Ausgangspunkt für Verbesserungen – und es wird nachvollziehbar, ob Maßnahmen wirken.
Strategiecontrolling schafft Transparenz und gibt Orientierung
Lisa Rothfuß: Warum ist Strategiecontrolling gerade jetzt wichtig – trotz hoher Arbeitsbelastung und knapper Ressourcen?
Alexandra Rudl: Gerade in unsicheren Zeiten muss man genau wissen, worin man Zeit und Energie investiert. Strategiecontrolling macht sichtbar, welche Initiativen sinnvoll sind, und ermöglicht bewusste Entscheidungen. Das spart langfristig Aufwand und verhindert, dass man in die falsche Richtung läuft.
Patrick Pfisterer: Richtig. Es kostet anfangs etwas Arbeit, aber es verschafft Klarheit. Falsche Entscheidungen werden vermieden – das ist heute wichtiger denn je.
Lisa Rothfuß: Wie läuft der Beratungsprozess ab und wie groß ist der Aufwand?
Alexandra Rudl: Viele Unternehmen fragen sich genau das, bevor sie starten. Deshalb ist uns wichtig: Der Einstieg ist klar strukturiert und in einem überschaubaren Zeitraum machbar. Der gesamte Prozess dauert sechs bis acht Wochen. Wir beginnen mit einer Bestandsaufnahme: Welche Strategie gibt es? Wie wird sie bisher gesteuert? Dann folgt ein moderierter Workshop mit Geschäftsführung und Controlling-Verantwortlichen. Gemeinsam entwickeln wir messbare Ziele und legen den Controlling-Rhythmus fest.
Wir begleiten die ersten Schritte, moderieren Mitarbeitermeetings und zeigen, wie qualitative Ziele praktisch erfasst werden. Nach einem halben Jahr reflektieren wir gemeinsam den Prozess. Ziel ist, dass Unternehmen danach selbstständig weiterarbeiten können – ohne dauerhafte externe Unterstützung.
Patrick Pfisterer: Wir geben kein fertiges System vor, sondern moderieren, damit Unternehmen ihre eigene Lösung entwickeln. Das senkt die Einstiegshürden enorm.
Strategieberatung fördern lassen
Lisa Rothfuß: Gibt es Fördermöglichkeiten, damit KMU leichter einsteigen können?
Alexandra Rudl: Ja. Über das INQA-Förderprogramm können solche Prozesse unterstützt werden, insbesondere im Gestaltungsfeld „Arbeitsorganisation“ und „Innovationsstrategie“. Das passt perfekt zu unserem Ansatz, weil auch INQA stark auf Mitarbeiterbeteiligung setzt.
Lisa Rothfuß: Vielen Dank für das Gespräch.
Mehr Informationen zum bwcon Angebot Strategieberatung