Aktuelles aus dem Netzwerk

Innovator of the Month: Timo Goekeler

Die GOEKELER Messtechnik GmbH ist ein Familienunternehmen in zweiter Generation, das seit 1984 3D-Koordinaten-Messtechniktasten für weltweite Messmaschinenhersteller und Endkunden herstellt. Das Unternehmen bietet Standardtaster, individuelle Sondertasterlösungen und zeichnet sich durch eine hohe Fertigungstiefe in Baden-Württemberg aus. Sie investieren in moderne Technologien, nutzen Lean Production und 5S-Systeme für flexible und fehlerfreie Produktion. Qualität und Kundenzufriedenheit sind ihre Prioritäten. 

Innovator of the Month im Gespräch mit dem bwcon-Regional Board Kirchheim und dem DigiHub DigitalFuturES 

 

Anne: Heute geht es mal nicht um ein innovatives Produkt oder eine technische Lösung, sondern insbesondere um Organisations- und Arbeitsmodelle. Kannst Du uns in drei Sätzen beschreiben, was Ihr anders macht als andere? 

Timo: Wir sind mit unserem Unternehmen im ländlichen Bereich vor den Toren Stuttgarts angesiedelt. Unsere Herausforderung ist der Wettbewerb mit DAX-Konzernen, großen Unternehmen und großen Mittelständlern um Arbeits- und Fachkräfte. Deshalb müssen wir Dinge anders machen, um Arbeitnehmer zu halten und Neue gewinnen zu können. Themen wie New Work, Effizienz, Work-Life-Balance gehören hier dazu. Meine Mitarbeiter sollen mit dem Unternehmen leben und wachsen können. Darauf lege ich viel Wert. Dass wir hier einen guten Weg eingeschlagen haben, zeigt sich auch an unserer geringen Fluktuation. 

 

Anne: Was genau steckt dahinter? Was macht das aus? 

Timo: Unterm Strich geht es um die DNA eines Unternehmens. Meine Mitarbeiter partizipieren vom Erfolg und gehen genauso durch die Krisen mit. Ich zeige mich flexibel, wenn es um Kinderbetreuung und Altersbetreuung geht, denn alle 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind wichtig bei uns. Die Herausforderung, alle zu erreichen, gibt es bereits bei einer solchen Größe. Umso wichtiger sind deshalb auch interne Multiplikatoren. 

 

Anne: Ihr habt eine 4-Tage Woche eingeführt. Was war der Treiber? 

Timo: Gestartet wurde 2019, in der Transformationskrise gab es im Zuliefererbereich in der Industrie weniger Arbeit. Daher wurde 20% Kurzarbeit angemeldet, denn für uns war es wichtig, dass wir alle Teammitglieder halten können.  Zu Beginn konnten unsere Mitarbeitenden frei wählen wann Sie einen Tag zuhause bleiben möchten. Relativ schnell stellten wir fest, dass diese freie Wahl unseren internen Prozess sehr bremste. 

Dann wurde der Freitag als freien Tag eingeführt. Nach ein paar Wochen habe ich auf die Zahlen geschaut und festgestellt, dass wir größere Umsätze als vor Beginn der Kurzarbeit hatten und das über einen längeren Zeitraum. Die Schlussfolgerung war, dass wir aus der Kurzarbeit raus gegangen sind und wieder voll gearbeitet haben, jedoch bei der 4-Tage-Woche geblieben sind. Ich hatte die Mitarbeiter gleich mit an Bord, da es keinerlei Kürzungen bei den Löhnen gab. Wir sind sehr zufrieden und hocheffizient.  

 

Anne: Hast Du einen Ratschlag für Unternehmen, die diese Prozesse einführen wollen? 

Timo: Letztendlich muss jeder Unternehmer diesen Arbeitsmodus wollen! Ihm sollte klar sein, was die Auswirkungen sind und wenn der Unternehmer zweifelt, tun das die Führungskräfte auch und dann ist eine solche Umsetzung zum Scheitern verurteilt. Wir arbeiten nicht weniger, sondern wir machen die gleiche Arbeit in weniger Anwesenheit. Letztendlich muss sich der Unternehmer fragen, wie automatisiert, wie digitalisiert und wie prozesskonform das Unternehmen ist.  

 

Anne: Deine Erfahrungen spiegeln sich auch in unseren Erfahrungen im bwcon-Netzwerk wider:  Digitalisierung führt zu Effizienz- und Wertsteigerung. Wir wechseln jetzt mal etwas die Richtung. Was bedeutet für dich - in Bezug auf dein Business - das Schlagwort “Regionalität”? 

Timo: Arbeitnehmer. Wir im Schwabenland haben keine Wertschätze im Boden, sondern nur unser Gehirn, unsere Ideen und im Ergebnis unsere Innovationen. Und genau dies befähigt uns und gibt uns die Chance global mitspielen zu können. Die Ausbildung, die Leute, der Charakter, die Loyalität, das gehört alles zur Regionalität. 

Natürlich ist uns auch die Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit wichtig. Wir werden dieses Jahr die WIN-Charta unterschreiben, ohne dass wir es müssen oder auf den ersten Blick einen Mehrwert haben. Aber es ist wichtig, dass man das große Ganze sieht.  

 

Anne: Was bedeutet für dich – in Bezug auf dein Business – das Schlagwort “Nachhaltigkeit”? Warum ist dir das Thema der Nachhaltigkeit so wichtig? 

Timo: Das Thema Nachhaltigkeit bedeutet, dass man im Inneren des Unternehmens, die Mitarbeiter sensibilisiert. Das fängt damit an, dass das Licht in der Mittagspause ausgemacht wird und man die Mitarbeiter motiviert mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Deshalb haben wir Business Bikes, E-Autos, usw. eingeführt. Generell ist es auch wichtig, dieses Verständnis weiter zu tragen – zu den Nachbarn, in die Familien und in die Freundeskreise hinein. 

 

Anne: Ihr seid weit in vielen Themen. Was ist für dich das nächste Level, die nächste Vision? 

Timo: Für mich persönlich wäre der Wunsch, ein neues Produkt auf dem Markt zu platzieren. 

 

Anne: Mit welcher Person würdest du dich gerne mal über deine Vision austauschen? 

Timo: Es gibt nicht die „eine“ Person. Ich unterhalte mich gerne mit einem Handwerksunternehmer über seine Sorgen, mit Führungskräften in der Sportwelt, ebenso mit Geschäftsführern. Ich schaue, dass ich von jedem die positiven Dinge mitnehme. Ich würde mich gern mal mit dem ein oder anderen Politiker austauschen. Aber es ist nicht explizit „die eine Person“. 

 

Anne: Wenn du einen Wunsch in Hinblick auf deine Idee frei hättest – was würdest du dir wünschen? 

Timo: Eine gute Frage: weiterhin eine positive Grundeinstellung von allen, auch von meinen Mitarbeitern. mein Unternehmen wünsche ich mir eine stetige Weiterentwicklung, also keine Stagnation.